Im Zusammenhang mit der Brennweite eines Objektivs liest man häufig den Begriff "Brennweitenverlängerung" durch Cropfaktor oder auch "Kleinbildäquivalent". Crop bedeutet auf Englisch "Ausschnitt" – croppen entsprechend "einen Ausschnitt anfertigen".
Beispiel: Die Canon EOS 40D (aber auch alle zwei-, drei- und vierstelligen Gehäuse sowie die 7D) besitzt einen Cropfaktor von 1,6. Eine Brennweite von 30mm entspricht somit 1,6*30mm=48mm an einer Vollformatkamera (Beispiel: EOS 5D).
Dieses suggeriert, dass sich die Brennweite eines Objektivs in Abhängigkeit von der verwendeten Kamera ändern würde. Die Brennweite ist jedoch eine physikalische Konstante und völlig unabhängig von der Kamera (besser: dem Sensor) an welchem das Objektiv verwendet wird.
In Wirklichkeit ändert sich nicht die Brennweite sondern der Blickwinkel.
Der Vorteil des Cropfaktors in der Tierfotografie wird am Ende des Beitrags beleuchtet.
Ein paar Grundlagen[/size]
Abbildung 1: Kleinbildsensor (Vollformat, blau) im Vergleich zum Cropsensor (hier: APS-C, rot) mit kreisförmiger Ausleuchtung
Ein für das Vollformat ausgelegtes Objektiv muss so berechnet sein, dass es die blaue Sensorfläche vollständig ausleuchtet – das gleiche Objektiv an einem Cropsensor beleuchtet deutlich mehr Fläche als nur die rote Sensorfläche. Es geht also relativ viel Licht „verloren“.
Aus Kostengründen macht es nun Sinn eigens für Cropsensoren Objektive zu entwickeln – da die auszuleuchtende Fläche deutlich kleiner ist können auch die verwendeten Linsen kleiner (und damit billiger) hergestellt werden. Bei Canon erkennt man sie am Namenszusatz EF-S (Beispiel: EF-S 10-22). Diese können in der Regel nur an Cropkameras betrieben werden.
EF Objektive sind für das Vollformat gerechnet und können an beiden Sensoren verwendet werden (Beispiel: EF 70-200).
Abbildung 2: Ein für den Cropsensor berechnetes Objektiv kann einen Kleinbildsensor natürlich nicht mehr vollständig ausleuchten – es bleibt ein großer Teil der Sensorfläche schwarz
Abbildung 3: Die daraus resultierende Abschattung (Vignettierung) Quelle
Betreibt man nun ein vollformattaugliches Objektiv abwechselnd an einer Kleinbildkamera und einer Cropkamera so stellt man Folgendes fest: Füllt ein Motiv den Cropsensor vollständig aus (siehe Abbildung 4 - hier in der Höhe), so sieht man an der Kleinbildkamera noch eine Menge drumherum – es ist mehr auf dem Bild. Man kann auch formulieren:
Abbildung 4: Ein Objekt welches den Crop-Sensor vollständig füllt, erscheint auf dem Vollformatsensor (bei gleicher Größe) weiter weg
Wird das Motiv unter diesen Bedingungen zweimal fotografiert, und die Bilder in gleicher Größe entwickelt, so erhält man die folgenden Ergebnisse:
Abbildung 5: Bild des Vollformatsensors
Abbildung 6: Bild des Cropsensors
Im direkten Vergleich wirkt es als sei das Bild des Cropsensors heran gezoomed worden. Um das exakt gleiche Bild mit einer Kleinbildkamera zu erzeugen müsste man in der Tat zoomen – in diesem Fall um den Faktor 1,6 und da ist er dann: Der Cropfaktor!
Zum Abschluss dann noch die Situation eines Objektivs an beiden Sensoren.
Abbildung 7: Öffnungswinkel und ausgeleuchtete Sensorfläche (der Strahlengang ist vereinfacht dargestellt)
Man kann sagen, dass gerade die konstant bleibende Brennweite uns einen Blickwinkelunterschied beschert. Ein Vollformatobjektiv beleuchtet den Kleinbildsensor (blau) vollständig – einen Cropsensor (rot) jedoch nur teilweise. Es wird hier nur der rote Lichtkegel detektiert und damit ein deutlich kleinerer Öffnungswinkel. Würde man nun ein für den Cropsensor berechnetes Objektiv (rot gestrichelt) an einer Kleinbildkamera betreiben, so würde die blaue Sensorfläche durch den kleineren Blickwinkel nur teilweise ausgeleuchtet (siehe auch Abbildung 3).
Vergleichende Bildbeispiele (Vollformat EOS 20D) sind unter Rolands Fotokurs zu finden. Man beachte insbesondere die Ununterscheidbarkeit von 1,6*50mm (EOS 20D) und 80mm am Vollformat (auf der Seite sind die beiden Bilder rot markiert).
[size=150]Was haben wir Tierfreunde nun vom Cropfaktor? Nun, da sich unsere flitzenden Freunde häufig in einigem Abstand zu uns befinden, kommt uns beim Fotografieren der engere Blickwinkel durchaus gelegen. Auch ist es viel einfacher scheue Wildtiere aus größerer Entfernung zu schießen. Ein 200mm Objektiv liefert ein Bild für das man am Vollformat schon 320mm benötigen würde. Die Kosten hierfür mag jeder gerne selber recherchieren...